Widerstand bis zum Sieg über die Nazis, dafür stand das V.
Nachdem Nazideutschland Belgien besetzt hatte, war der frühere Justizminister mit der Regierung ins Exil geflohen. In London moderierte er am 14. Januar 1941 eine denkwürdige Sendung bei Radio Belgique, dem französischsprachigen Sender der BBC. Dort schlug er seinen Landsleuten einen gemeinsamen Code vor – den Buchstaben V, »weil V der Anfangsbuchstabe der Worte ›Victoire‹ (Sieg) im Französischen und ›Vrijheid‹ im Flämisch ist: zwei Dinge, die zusammengehören, da Wallonen und Flamen im Moment Hand in Hand marschieren, zwei Dinge, die das eine aus dem anderen ergeben, der Sieg, der uns unsere Freiheit zurückgibt, der Sieg unserer guten Freunde, der Engländer. Ihr Wort für Sieg beginnt ebenfalls mit V«, erklärte der liberale Politiker. »Wie Sie sehen, alles rundherum passt.«
Vom britischen Informationsministerium bekam Walter Trier den Auftrag, ein Flugblatt zu der bedeutungsvollen Geste zu gestalten. Er tat es meisterhaft in Form eines Leporellos. Auf der Vorderseite sieht man den Diktator vor einem blauen Himmel mit großem V in Form von Kondensstreifen eines britischen Fliegers. Auf der Rückseite wird Hitler in Posen mit dem V konfrontiert, bis er sich schließlich an einem Balken in V-Form aufhängt.
Unser Band enthält zwei erklärende Texte: vom deutsch-englischen Guardian-Korrespondenten Philip Oltermann und der Trier-Expertin Antje M. Warthorst. Mit zahlreichen satirischen Illustrationen von Walter Trier gegen Adolf Hitler und die Nazis. Beigelegt ist die Reproduktion des Original-Leporellos.
V für Victory – V for Victory: Walter Triers Karikaturen gegen die Nazis
Infos
Mit einem Leporello von Walter Trier
Alle Texte in Deutsch und Englisch
Englische Übersetzung von Eric Aichinger
12 × 17 cm, 84 Seiten und Leporello, gebunden
Mit Texten von
Dr. Antje M. Warthorst lebt in Konstanz. Sie studierte Kunstgeschichte und Archäologie u. a. an der Pariser Sorbonne, mit Schwerpunkt auf der Malerei der Frührenaissance. Während ihrer Tätigkeit an den »Staatlichen Museen zu Berlin« 1997 auf den in Vergessenheit geratenen Walter Trier aufmerksam geworden, ist sie seither darum bemüht, Werk und Bedeutung dieses Künstlers hochzuhalten. Das 2007 von ihr gegründete »Walter Trier-Archiv« dient der Erforschung des Werkes von Walter Trier, der kritischen Grafik im Allgemeinen und des »Grotesken Realismus« im Besonderen.
Philip Oltermann (* 24. April 1981 in Norderstedt) ist ein deutscher Journalist. Er ist seit 2016 Leiter des Deutschlandbüros von The Guardian in Berlin. Er schrieb für Spiegel Online eine Kolumne über den englischen Fußball. Außerdem schrieb er auch bei der Süddeutschen Zeitung, Prospect, London Review of Books, Granta und The Nation. Bei The Guardian wurde er stellvertretender Chefredakteur der Guardian-Website »Comment is free«. Im Jahr 2016 übernahm Oltermann die Leitung des Deutschlandbüros von The Guardian in Berlin.
Illustration
Walter Trier. Geboren in Prag, studierte er zunächst an der dortigen Kunstgewerbeschule und Kunstakademie, anschließend in München bei Franz von Stuck. Unmittelbar nach dem Examen wurde er nach Berlin abgeworben, wo er bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten 1936 glücklich lebte und arbeitete. Die Stationen seines Exils waren London, Toronto und schließlich Collingwood, Ontario, wo er 1951 in seinem Atelier verstarb.
Presse
»V for Victory heißt nun auch ein kleiner Bildband, in dem Triers Hitler-Bilder abgedruckt sind. Dazu gibt es kurze zweisprachige Texte (deutsch und englisch) zur historischen und biographischen Einordnung, denn ob Triers Zeichnungen damals an die Öffentlichkeit – sei es in England, sei es als Flugblatttabwurf in Deutschland – gelangten, ist unbekannt. Dass sie heute zugänglich gemacht werden, ist nicht nur eine illustrationshistorische Tat, sondern auch ein Vademecum in diesen humorlosen, rechtsradikalisierten Zeiten.«
(Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
» ... kleine, tödlich pointierte Propagandawerke gegen Hitler und die deutschen Nazis.«
(Tobias Rüther, F.A.S.)
»Das mit seinen zahlreichen und vorzüglich gedruckten Farbabbildungen gedruckte Bändchen aus der Berliner "Favoritenpresse" kann sowohl als Beitrag der politischen Karikaturgeschichte gelesen werden - uns aber vielleicht auch im heutigen Kampf gegen den deutschen Rechtsextremismus auf die eine oder andere Weise ins weitere Nachdenken bringen.«
(Kunstbuchanzeiger, link)
»Der kurze Comic kommt ohne Worte aus. In zehn Bildern zeigt er Hitler, wie er immer wieder einem „V“ begegnet: Dem Siegeszeichen der Alliierten. Erschrocken, konsterniert und hilflos erkennt er das „V“ bald auch im Flug der Vögel über dem Meer, im Schritt der Hose, die der dicke Göring trägt – und in den Luftgeschwadern der Alliierten, die Deutschland in Brand setzen. Panisch in den Schutzkeller flüchtend, begleitet ihn das „V“ überall. Auf dem letzten Bild sieht man Hitler erhängt an einem V-förmigen Holzbalken. Mit einem spielerisch-heiteren Witz, der stark an die ungleich berühmteren Bilder in den Kästner-Büchern erinnert, setzt Trier seine Bildgeschichte um.« (Dierk Wolters, FNP)
»Trier zeichnete die Nazi-Figuren mit rundlichem Strich und in fröhlichen Farben – und machte sie damit lächerlich. „Angst ähmt“, schreibt die Kunsthistorikerin Antje M. Warthorst in dem Buch. Walter Trier hingegen lasse die Schlächter klein und armselig erscheinen – und somit besiegbar. Die Nazis jedenfalls fürchteten Walter Triers Spott so sehr, dass sie den Besitz seiner Zeichnungen unter Todesstrafe stell-ten. Das große „V“ hat sie dennoch ereilt.
(Tatjana Corschulte, Frankfurter Rundschau)
»Trier hat mit seinen Zeichnungen für Kästners Kinderbücher nicht nur das Bildgedächtnis von Generationen von Leserinnen und Lesern geprägt, er hat die Mittel politischer Kunst auch um das Element des Humors erweitert. Seine Illustrationen sehen dabei immer freundlicher aus, als sie sind.«
(Tobias Rüther, F.A.S.)
»Im Auftrag des britischen Informationsministeriums, das auch "Die Zeitung" finanziert, erschafft Trier im selben Jahr eine Flugschrift ohne Worte, die sich vor allem an die britische Bevölkerung und die Menschen in den besetzten Gebieten richtet. Ein kleines Kunstwerk in Leporello-Faltung, trotz Papierknappheit und Kriegswirtschaft tausendfach vom Himmel geworfen. Hitler als Hanswurst und Opfer der eigenen Feigheit, besiegt von einem kleinen Zeichen, das all seine Gegner eint.« Ruth Hoffmann, Geo
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